Facebook verteidigt kontroverse Politik-Werbung und garantiert Transparenz

Trotz andauernder starker Kritik hält Facebook an politischen Werbeinhalten fest. Durch mehr Transparenz will der Social-Media-Gigant dafür Sorgen, dass entsprechende Politik-Werbung nicht verborgen platziert werden darf. Auf der vergangenen Innovationskonferenz DLD (Digital, Lifestyle, Design) in München versicherte Facebook’s Cheflobbyist Nick Clegg. „Im Gegensatz zu Twitter und Google haben wir nun den weltweit führenden Mechanismus für Transparenz bei politischer Werbung.“ 

Facebook stand bereits nach den US-Wahlen 2016 stark in der Kritik, bei denen es nachweisliche Versuche gab, die Meinung der Öffentlichkeit zu beeinflussen. Durch Wahlkampagnen auf Grundlagen von Mikrotargeting konnten Personen mit dem exakt passenden Argument überzeugt werden. Da der Social-Media-Konzern auch Falschaussagen innerhalb politischer Werbung zulässt, konnten so zahlreiche Nutzer der Plattform beeinflusst werden. Bei rund 50 weiteren politischen Wahlen auf der ganzen Welt wurden seitdem Desinformationskampagnen gefunden und vom Netzwerk entfernt. 

Facebook’s Leiter der Unternehmenskommunikation, Nick Clegg, der zuvor stellvertretender Premierminister des Vereinigen Königreichs war, versprach: „Wir werden bei den amerikanischen Wahlen viel besser sein als vor vier Jahren“ Damit geht der Konzern in eine andere Richtung als viele Konkurrenten. Der Nachrichtendienst Twitter hatte bereits im Oktober das Ausspielen von Werbung mit politischen Inhalten verboten. Clegg hebte jedoch hervor, dass bei Facebook Politik-Werbung nicht durch das netzwerkeigene Faktencheck-Programm geprüft werde. „Das würde private Unternehmen in die außerordentlich machtvolle Rolle bringen, zu entscheiden, was wahr ist und was nicht.“ 

Auch einigen Fragen aus dem Publikum, darunter auch prominente Kritiker des Netzwerks, musste sich Facebooks’s Redner stellen. Cambridge-Analytica-Whistleblowerin Brittany Kaiser konfrontierte Clegg mit der Aussage: „Warum nennt Facebook die Moderation politischer Inhalte Zensur? Das Recht auf freie Meinungsäußerung endet, wo Menschenrechte betroffen sind.“ Darauf konterte Clegg lediglich mit „Gesetz ist Gesetz“ und man prüfe regelmäßig Gemeinschaftsstandards doch in den meisten Staaten decken diese Beleidigungen nicht ab. „Ich bin mir sicher, ihr könnt das besser“ war die Antwort der Whistleblowerin, die seit Beginn des Jahres über ihr Twitterpseudonym HindsightFiles sensibles Material zum Cambridge-Analytica-Skandal veröffentlicht. Mehr Infos darüber findet ihr hier in unserem Blog.
Höhepunkt des Auftritts war jedoch eine andere Stimme aus dem Publikum. Mit dem Satz „Hallo, ich bin Werner, ich arbeite für etwas, was jemand als Buchladen bezeichnet hat“ eröffnete Amazons Technikchef Werner Vogel seine Frage an Facebook’s Unternehmenskommunikationsleiter. Er fragte, wie Facebook seinen Nutzern begreiflich machen wolle, dass sie selbst das Produkt des Online-Netzwerks für die Werbeindustrie seien. Clegg verteidigte die Werbefinanzierung der Plattform. Mit einem Abo-Modell wären viele Nutzer in Regionen wie Afrika davon aus finanziellen Gründen ausgeschlossen. „Es wäre ein Produkt für reiche Leute.“

Mehr zum Auftritt von Nick Clegg bei der DLD findet ihr hier: https://www.gruenderszene.de/media/facebook-politische-werbung-dld

NEWSFLASH

Spotify testet Story-Format für Influencer

Das Story-Format ist inzwischen auf fast jeder Social-Media-Plattform verfügbar. Jetzt zieht auch Spotify nach. Bei dem Musik-Streaming-Anbieter sollen Influencer damit ihre eigenen Playlist bewerben können.
https://t3n.de/news/spotify-story-format-influencer-1244566/

Globale Werbe-Allianz will für mehr digitale Sicherheit sorgen

The Global Alliance for Responsible Media (GARM) ist ein Zusammenschluss aus 39 Werbungtreibenden, sechs Agentur-Holdings, sieben Tech-Firmen und sieben Verbänden, der sich zur Aufgabe gemacht hat, Nutzer vor gefährlichen Inhalten zu schützen. Dies soll durch einheitliche Definitionen zur Beschreibung von schädlichen Inhalten, der Entwicklung von Tools zur besseren Kontrolle bei Aussteuerungen von Werbung und der Entwicklung einheitliche Mess-Standards, welche Inhalte blockiert oder gelöscht werden sollen, erreicht werden.
https://www.horizont.net/marketing/nachrichten/davos-globale-werbe-allianz-macht-sich-fuer-digitale-sicherheit-stark-180297

Tobias Berger

Tobias Berger

Creatives & Content